Ja, es gibt sie: die guten Nachrichten

Kaum schalten wir die Nachrichten an oder schlagen die Zeitung auf (ok, das tut heutzutage kein moderner Mensch mehr, aber sowie wir online die Nachrichten in den abonnierten Newsfeeds scannen), beschleicht uns ein ungutes Gefühl – wenn uns nicht sogar ein richtig mieses mitten ins Gesicht springt.

Wir können unweigerlich nur zu dem Schluss kommen: Die Welt ist schlecht. Und sie wird immer schlechter. Lug und Betrug, Mord, Totschlag, Kriege und andere Katastrophen noch und nöcher. Die Erde ist ein unheimlicher Ort geworden und man ist nirgendwo mehr sicher. Ausser vielleicht zuhause (im Bett). Das trägt natürlich nicht zu bester Grundstimmung und einem entspannten Lebensgefühl bei.

Da wir informierte, mündige und verantwortungsvolle Bürger sein möchten, tun wir uns dieserart Nachrichten jedoch trotzdem viel zu oft an. Wir wollen mitreden können und glauben, so auf dem Laufenden zu bleiben, etwas für ein realistisches Weltbild zu tun.

Es wird aber längst nicht so viel darüber berichtet, was alles gut geht oder was alles nicht passiert ist und hätte schief gehen können. Das ist nämlich viel mehr. Nur wird das als selbstverständlich hingenommen. Das ist ja quasi der Normalzustand, der niemanden interessiert.

Are good news no news?

Bei den Medienkonzernen herrscht Konsens: „Good news are no news!“ – gute Nachrichten bringen keine Quote. Umgekehrt heisst es auch: „Keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten“, was bedeuten soll, dass man auf jeden Fall mitkriegen würde, wenn etwas Schlimmes passiert, doch wenn alles läuft, meldet sich niemand. „Alles paletti“ ist demnach selten eine Info wert.

Obwohl den meisten von uns sicher klar ist, dass negative Nachrichten eben mehr Schlagzeilenpotenzial als positive haben und deshalb ein Ungleichgewicht zugunsten der schlimmen News herrscht, beeinflusst uns die gängige negative Berichtserstattungspraxis natürlich trotzdem – eben negativ.

Die Frage ist, ob uns der Konsum dieser unerfreulichen Neuigkeiten wirklich in irgendeiner Weise weiter hilft, außer in der, unsere Neugier und Sensationslust zu befriedigen – das aber auf Kosten schlimmer Bilder im Kopf.

Konstruktiver Journalismus

Meine persönliche Haltung dazu ist: In unserer Gesellschaft kriegt ein jeder die wichtigsten Nachrichten sowieso mit – ob er will oder nicht. Wir wissen immer ungefähr, was in der Welt gerade so los ist. Jedenfalls das, was in den gängigen Medien gerade diskutiert wird. Wie ich mal gehört habe: „Es ist nicht mehr so wie früher, dass man Nachrichten suchen muss – heutzutage finden die Nachrichten einen.“

Solange jemand nicht vorhat, etwas Bestimmtes zu ändern, also aktiv zu werden und sich zu engagieren, kann er sich auch genauso gut von dem ganzen negativen Input fernhalten und so davor etwas schützen, seine Energien besser auf sein direktes Umfeld lenken und dort sinnvoll nutzen. Was nicht heissen soll, dass ich dafür bin, ignorant durch die Welt zu laufen und alles Schlimme einfach auszublenden. Nein, ich denke nur, dass man nicht konstant alle furchtbaren Details braucht. Es hilft niemandem, wenn alle von der Idee der schlimmen Welt wie gelähmt sind. Es ist viel besser, sich gezielt zu informieren, wenn man irgendetwas ändern möchte. Und wo es prinzipiell etwas zu ändern gibt, bekommt man schon mit.

Hier setzt eine Unterart der Good News an – der konstruktive Journalismus. Der versucht, nicht nur schlimme Situationen aufzuzeigen, sondern gleich, Lösungsvorschläge zu bieten. Also auch Good News. Nur teilweise hypothetische.

Weltreisende wissen es besser

Leute, die viel in der Welt herumgekommen sind, wissen es sowieso besser: Sie haben erfahren, dass die meisten Menschen prinzipiell freundlich und hilfsbereit sind, wenn sie nicht selber Probleme haben bzw. es nicht gerade um ihre Existenz geht. Es gibt immer jemanden, der einen unterstützt oder der mit einem lacht irgendwo auf der Welt.

Jenny Lachs von Digital Nomad Girls in Bonus Lesson vom Blog-Artikel „5 lessons from 5 years of travel"

Ich mag ihr Zitat: „Remember that this place you are scared of is home to someone.“

Buch: Mit 50 Eur um die Welt (Christopher Schacht)

Das ging nur mit ganz viel Unterstützung von Fremden.

Doku: Weit – Die Geschichte von einem Weg um die Welt (Gwendolin Weisser & Patrick Allgaier)

Mit kleinem Budget halfen hier auch viele Reisebekanntschaften mit ihrer Gastfreundschaft.

Ich wurde auf Reisen schon überfallen und würde dies trotzdem sofort so unterschreiben, denn das war ein Fall von jugendlicher Beschaffungskriminalität, den ich hätte leicht vermeiden können, hätte ich mich nur ein bisschen lokal informiert.

Wahrscheinlich ist es gerade auch trendy zu behaupten, auf Reisen gelernt zu haben, überall auf der Welt meistens auf die Unterstützung anderer bauen zu können. Jedoch glauben die, die das sagen wahrscheinlich tatsächlich daran. Ich jedenfalls: Unter anderem habe ich nachträglich aus Deutschland eine in einem Hostel in Indien/Munnar verlorene SD-Karte mit zig Reisefotos wiedererhalten. Obwohl ich nicht einmal sicher war, dass ich sie dort verloren hatte. Trotz Unannehmlichkeiten haben mir Leute wesentlich öfter geholfen, Dinge wieder zu finden, als dass mir welche gestohlen wurden.

Die meisten Menschen wollen gut sein

Jetzt könnte man meinen: „Ja, aber die, denen auf ihren Reisen etwas wirklich Schlimmes passiert ist, können ja auch nicht mehr darüber berichten oder falls sie noch können, wollen sie es vielleicht nicht.“ Nicht zu leugnen, doch auch die moderne Neuro- und Sozialpsychologie wissen: Das Gehirn biegt sich Sachverhalte sogar bei schlimmeren Straftaten so zurecht, dass wir uns selber immer vormachen können, dass wir guten Glaubens oder für irgendeinen guten Zweck gehandelt haben – wenigstens nicht in böser Absicht.

Die allermeisten Menschen wollen in der Lage sein, ihr schlimmes Verhalten trotz allem noch irgendwie für sich abzumildern und vor sich zu rechtfertigen. Ein Stichwort dazu ist „kognitive Dissonanz“. Aber daran sehen wir: Der größte Teil der Menschen will wenigstens gut sein und ein positives Selbstbild wahren. Man muss sie dafür nur am richtigen Ende erwischen, was bei radikalen Islamisten schwer sein kann, aber gerade sie glauben ja, im Rahmen ihrer indoktrinierten Möglichkeiten, dass sie etwas Gutes, bzw. das Richtige tun, wenn sie ihre Attentate begehen.

Das kann so natürlich absonderliche Züge annehmen und da wären wir jetzt schon fast bei eher philosophischen Themen wie freiem Willen und Schuldfähigkeit oder der Frage, ob es ein angeborenes, universelles Ethikverständnis gibt. Das würde hier jetzt aber zu weit führen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen

Große Einvernehmlichkeit besteht jedenfalls darin, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das auf Kooperation und Zusammenarbeit innerhalb von Gruppen angewiesen ist.

Nun ist es auch so, dass allmählich die Diskussion aufkommt, ob nicht der vielzitierte Darwin mit seinem „Survival of the fittest“, oft übersetzt mit „Der Stärkere gewinnt“, fehlinterpretiert wurde. Das heißt nämlich genau übersetzt: „Der an die Umwelt Bestangepassteste überlebt (gewinnt)“ Damit kann in unserem Falle genauso gut nicht der gemeint sein, der andere am besten manipulierte und unterdrückte, sondern der, der am besten mit anderen kooperieren und zusammenarbeiten konnte – also der, mit dem größten Teamgeist. Da wär dann auch Altruismus gefragt – zweifelsohne eine positiv belegte Eigenschaft. Das hätte den Menschen dann eben evolutionär zu einem empathischen und kooperativen Wesen werden lassen. Jedenfalls innerhalb seiner Gruppe. Und hier wäre wieder ein „Aber“: Was nun, wenn er auf „nicht Gleichgesinnte“ oder „Fremde“ trifft? Aber immerhin…

Irgendwas ist da jedenfalls angeboren. Schon unsere Kleine mit knapp über einem Jahr will, obwohl sie noch Hunger hat, erst weiter essen, wenn ihre Kuscheltiere auch gefüttert wurden, bietet fremden Leuten, die sie anlächeln, ihren Schnuller und ihre Kuscheltiere an und bringt uns Eltern unsere Schuhe, bzw. gibt auch mal den einen Schuh der Mama und den anderen dem Papa – gerecht aufgeteilt. Für mich alleine schon Grund genug zu glauben, dass uns eine gewisse Fairness und Verantwortungsbewusstsein angeboren werden. Ok, die müssen vielleicht noch weiter entwickelt und in die „richtigen“ Bahnen gelenkt werden, aber prinzipiell ist die Anlage dazu da, denke ich.

Leider sieht es nach einer Weile, in der es wirkte, als würde sich die Menschheit endlich auf ihre Stärke der Kooperation und Zusammenarbeit besinnen, im Moment wieder so aus, dass Typen an die Macht kommen, die dem herkömmlichen darwinschen Verständnis entsprechen. Es wird sich zeigen, ob das Bestand hat. Meine Weltsicht ist jedenfalls eine andere, für die es ebenfalls genug Indizien gibt, und ich hoffe, sie wird langfristig „gewinnen“.

Her mit den guten Nachrichten

Dass es jetzt mal genug mit den schlechten Nachrichten sei, fanden zum Glück auch einige Journalisten und so haben sie Nachrichtenplattformen mit guten Nachrichten auf die Beine gestellt, die immer mehr Zulauf finden. Also warum nicht als Antidot zur Abwechslung mal in den Good News stöbern.

 

Hier die größten Portale:

Deutsche Good News online

Good Impact

Kuratiert: die besten Nachrichten des Tages

Konstruktiver Journalismus

Kater Demos

Magazin

Englische Good News

Ein paar Artikel zum Thema:

Und ein paar Bücher:

Büchern, die vertreten, dass die Welt immer besser wird, und weitere:

Die Nachrichten - Eine Gebrauchsanweisung (Alain de Botton)

Der Philosoph hinterfragt die aktuelle negative Berichterstattung und macht Vorschläge, wie man damit umgeht.

Die Kunst, kein Egoist zu sein (Richard David Precht)

Hier noch ein Buch, in dem diskutiert wird, ob es natürlicher für den Menschen ist, sich egoistisch oder altruistisch zu verhalten und in dem Tipps gegeben werden, wie man sich weniger egoistisch verhält, wenn man doch eigentlich auch gar kein Egoist sein will.