Weihnachten ist ein wenigen Wochen und die Corona-Fallzahlen sind deutschlandweit trotz Teil-Lockdowns seit Anfang November immer noch hoch. Zwar steigt die Zahl der Neuinfektionen nicht mehr exponentiell an sondern bleibt auf einem Level – immerhin –, jedoch runter geht sie nicht wirklich.
Damit hat scheinbar kaum jemand gerechnet. Wenn wir Pech haben, bedeutet das vielleicht, dass die gerade noch einmal verschärften Regeln, was Kontakte angeht, doch auch über Weihnachten aufrecht erhalten werden und nicht, wie versprochen, gelockert.
Sollte es aber trotzdem die eigentlich versprochene Lockerung über die Feiertage geben, dann muss man wirklich aufpassen. Wie soll man sich entscheiden? Soll man eine Weihnachtsfeier mit anderen wagen und vielleicht riskieren, sich oder umgekehrt andere anzustecken, die möglicherweise auch noch zur Risikogruppe gehören, oder für dieses Jahr lieber alles absagen? Vor allem so kurz vor den angekündigten Impfungen und nach so langer Zeit der Vorsicht, die dann sozusagen umsonst gewesen wäre.
Man könnte zum Beispiel ein persönliches Wiedersehen im Familienkreis auf eine Zeit schieben, in der wenigstens die Großeltern geimpft sind – oder die Fallzahlen wieder deutlich niedriger – und vielleicht das Osterfest etwas ausgedehnter feiern als sonst.
Wie kann man dieses eigentlich fast unkalkulierbare Risiko ein bisschen besser einschätzen?
Und wenn man auf ein familiäres oder freundschaftliches Zusammentreffen zu Weihnachten nicht verzichten will, wie kann man dann das Ansteckungsrisiko für alle möglichst gering halten?

Vorab ein paar Daten zur Risikoabschätzung

Vorab ein paar Daten, um die eigene Lage einschätzen zu können:
zur Verbreitung des Virus momentan, zum Sterberisiko, dem Risiko Langzeitfolgen zu bekommen, der Inkubationszeit und der infektiösen Zeit, und dem Risiko, andere im Haushalt anzustecken.

Verbreitung – was bedeuten die Zahlen? 

Momentan gibt es in ganz Deutschland ca. 312.000 gemeldete derzeit aktiv Infizierte (06.12.2020).
Bei einer Einwohnerzahl von 83 Mio. sind das 0,37% der Bevölkerung – einer auf 300.
Da die Fallzahlen aufgrund der geänderten Teststrategie und oftmals nicht mehr möglicher Rückverfolgung, außerdem wegen der hohen Anzahl von Fällen ohne oder mit nur sehr schwachen Symptomen, die gar nicht weiter auffallen, um ein Vielfaches unterschätzt ist, könnten die eigentlichen Fallzahlen grob 5-10 mal so hoch sein. Das würde bedeuten ca. 1-4 von 100 Personen könnten aktuell erkrankt sein.

Für Berlin gilt: 21.003 offiziell Erkrankte kommen auf 3,6 Mio. Einwohner, das sind ca. 0,6% der Einwohner – einer auf 200. Wenn man die Zahlen hier hochrechnet, kommt man auf 3-6 Erkrankte pro 100 Einwohner.

Da ist es schon wahrscheinlich, dass man zufällig jemandem begegnen kann, der infiziert ist.
Vielleicht treten die Infizierten eher in Clustern auf und man selbst bewegt sich in einer Blase, in der nur wenige infiziert sind, aber kann man das wissen? Die Streuung in der Bevölkerung scheint tatsächlich allgemein hoch, wie das RKI in seinem Tagesbericht vom 01.12.2020 schlussfolgert. 

Ca. 80% der gemeldeten Fälle können nicht mehr nachvollzogen werden, das heisst, in diesen Fällen, wissen die Infizierten nicht, wo sie sich angesteckt haben könnten. Das bedeutet sicherlich, dass Ansteckungen auch in Situationen stattfinden, an die so eher niemand denkt und die man momentan vielleicht für nicht so riskant hält. Es heisst wahrscheinlich, dass sie auch irgendwo bei einem sehr kurzen Kontakt, vielleicht sogar nur im Vorübergehen oder bei einem kurzen Aufenthalt im gleichen Raum stattfinden können.
Daher ist die Frage, wie gut man das eigene Risiko wirklich für sich selber abschätzen kann, wenn man sich im Alltag draußen bewegt, selbst wenn man Veranstaltungen, Restaurantbesuche und private Treffen mit Freunden meidet. Vielleicht war der Paketlieferant ansteckend, der bei der Lieferung noch so freundlich ohne Maske gegrüßt hat. Oder der Nachbar, der kurz vor einem durch’s unbelüftete Treppenhaus ging und dort gehustet hat. Oder der nette Mann aus dem Vorderhaus, der einem die Tür aufgehalten und dabei gegrüßt hat.

Von den nachvollziehbaren 20% der gemeldeten Infektionen besteht das weitaus höchste Risiko für den Normalbürger, sich anzustecken, abgesehen von Altenheimen, Pflegeeinrichtungen, Flüchtlingsheimen etc., in privaten Haushalten (wobei es hier auch am nachvollziehbarsten ist, also bringt das wahrscheinlich einen systematischen Fehler mit sich), danach am Arbeitsplatz und im Krankenhaus, gefolgt von Schulen und Kindergärten/Horts.

Wie hoch ist das Sterberisiko?

Für alle, die immer noch denken, dass Corona ja nicht so gefährlich ist: Sie sollten folgendes bedenken, bevor sie ihre älteren Verwandten besuchen – und bevor sie sich selber einem Risiko aussetzen:

Das Risiko an COVID-19 zu sterben ist extrem altersabhängig. Trotz allem ist die Krankheit nicht so berechenbar, wie z.B. die Grippe, bei der die Chance daran zu sterben für einen gesunden jüngeren Menschen eigentlich Null ist. An COVID-19 sterben trotz der offensichtlichen Altersabhängigkeit der Sterbefälle auch immer wieder mal anscheinend völlig gesunde, fitte, jüngere Menschen, wofür es bisher keine Erklärung gibt. Allerdings bleiben das Ausnahmefälle. Doch niemand kann wissen, ob er nicht so ein Ausnahmefall ist. 

Hier ist eine Angabe zum Sterberisiko vom RKI (Stand 01.12.2020):
„Von allen Todesfällen waren 14.523 (87%) Personen 70 Jahre und älter, der Altersmedian lag bei 83 Jahren.“ 

Und hier sind die Ergebnisse einer großangelegte Auswertung verschiedener Datenquellen, die versucht hat das wirkliche Sterblichkeitsrisiko eines Infizierten festzustellen (nicht nur die der erfassten Fälle, der sogenannten „Fallsterblichkeit“, denn die läge höher). Aussagen über diese „Infektionssterblichkeit“ lassen sich durch Abgleich mit Antikörperstudien machen, in denen im Nachhinein untersucht wird, wie viele Menschen eine Infektion durchgemacht haben – selbst wenn sie keine Symptome hatten und so nicht offiziell erfasst wurden.

  • 0-34 jahre: 0,004% (4 von 100.000 infizierten)
  • 35-44 jahre: 0,06% (6 von 10.000 infizierten)
  • 45-54 jahre: 0,2% (2 von 1.000 infizierten)
  • 55-64 jahre: 0,7% (7 von 1.000 infizierten)
  • 65-74 jahre: 2,3% (2,3 von 100 infizierten)
  • 75-84 jahre: 7,6% (7,6 von 100 infizierten)
  • 85+ jahre: 22,3% (22,3 von 100 infizierten)

Die übergänge sind dabei in Wirklichkeit natürlich fließend und nicht abgestuft.

So hätte ein 44-Jähriger wahrscheinlich schon beinahe ein 0,2% Risiko – vllt 1,8% –, eine 84-Jährige auch eher ein vllt 19%-iges Risiko, während eine 35-Jährige nur ein vllt 0,01%-iges Risiko hätte und ein 75-Jähriger ein 5%-iges. 

Das sagt aber auch alles nicht viel über das individuelle Risiko aus. Bei gewissen „Vorerkrankungen“ besteht ebenfalls ein höheres Risiko an COVID-19 zu sterben. Eine chinesische Meta-Analyse des Chinese Centers for Disease Control and Prevention von Ende Februar 2020 ermittelte folgende Risiken – hier allerdings die Fallsterblichkeit. Demnach müsste die Infektionssterblichkeit niedriger sein. Wenn man aber die in der gleichen Studie angegebene Fallsterblichkeit mit der Infektionssterblichkeit oben vergleicht, könnte es auch sein, dass die eigentlichen %-Zahlen für diese Risikofaktoren doch höher sind, weil die chinesischen Zahlen „geschönt“ wurden:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 10,5% (10,5 von 100 Infizierten)
  • Diabetes: 7,3% (7,3 von 100 Infizierten)
  • chronische Lungenerkrankungen (hier vor allem COPD; für gut eingestellte Asthmatiker ist das Risiko eher nicht so hoch): 6,3% (6,3 von 100 Infizierten)
  • Bluthochdruck: 6% (6 von 100 Infizierten)
  • Krebserkrankungen: 5,6% (5,6 von 100 Infizierten)

[Zum Vergleich: In dieser Studie wurde folgende altersabhängige Fallsterblichkeit ermittelt (die tatsächlich niedriger ist, als die oben ermittelte Infektionssterblichkeit, was ein wenig verwundert…):

  • insgesamt: 2,3%
  • 0-9 Jahre: 0%
  • 70-79 Jahre: 8%
  • >80 Jahre: 14,8%]

Weitere risikoreiche „Vorerkrankungen“ sind u.a. starkes Übergewicht (Adipositas), Nierenerkrankungen und  Lebererkrankungen.
Vor allem auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem z.B. nach Organtransplantationen oder ggf. bei einer Krebserkrankung haben ein höheres Risiko.

Eine weitere Einschätzung der Risikogruppen anhand von US-Daten findet sich hier (23.10.2020):
Vorerkrankungen: Risikogruppen sind jetzt bekannt (Ärzteblatt, Okt. 2020)

Auch haben Männer ein höheres Risiko an COVID-19 zu sterben als Frauen.

Risiko „Post-Covid-Syndrom“ oder „Long Covid“ zu bekommen 

Abgesehen von dem Risiko zu sterben, besteht ein Risiko für einen langwierigen Verlauf mit bisher unabsehbaren Spätfolgen, bezeichnet als „Post-Covid-Syndrom“ oder „Long Covid“.

So wie es aussieht, bekommen 10-20% der Erkrankten Probleme dieser Art. Selbst viele, bei denen der eigentliche Krankheitsverlauf eher mild war. Ein höheres Risiko dafür besteht wieder bei Älteren und Vorerkrankten. Aber auch hier sind immer wieder doch auch mal Jüngere betroffen.

Symptome des „Post-Covid-Syndroms“ können umfassen:

  • verschiedenartige Atemprobleme (auch ohne erkennbare Ursache)
  • starke Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • demenzartige Gedächtnisprobleme (von Konzentrationsschwierigkeiten und Wortfindungsstörungen bis hin zu starker Einschränkung des Kurzzeitgedächtnissen mit kompletten Gedächtnisausfällen)
  • Koordinationsschwierigkeiten
  • Muskelschmerzen
  • anhaltender Verlust des Geruchs- und/oder Geschmackssinns
  • erhöhtes Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte
  • Brustschmerzen
  • Brustfellentzündungen
  • Angstzustände
  • Depressive Zustände
  • Haarausfall

Sie können leicht sein und nach 2-3 Monaten verschwinden oder aber das Leben auch sehr stark beeinträchtigen und länger anhalten. Wie lange ist bisher unbekannt.

Die Inkubationszeit und wann man infektiös ist  

Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt 5-6 Tage, kann aber 2-14 Tage sein (Spanne).

Die am stärksten ansteckenden Tage sind wohl die von 2 Tagen vor Symptombeginn bis 5 Tage nach Symptombeginn. Hochansteckend sind die meisten ca. 4-6 Tage insgesamt.

Also sind das in den meisten Fällen ungefähr die Tage 3-4 bis 8-9 nach Ansteckung.

Sie können danach aber immer noch ansteckend sein.

Bei einer symptomlosen oder leichten Erkrankung geht die Infektiösität ca. 10 Tage nach Symptombeginn deutlich zurück (also ca. 15/16 Tage nach Ansteckung).

Man kann sich also völlig gesund fühlen und dabei hochanstecked sein. Das trifft auf alle Infizierten zu. Für manche allerdings nur die zwei Tage, bevor sie dann Symptome bekommen, aber für andere, die gar keine Symptome bekommen – und das sind laut RKI in Deutschland bisher ca. 15% der registrierten Fälle, laut CDC insgesamt aber wahrscheinlich sogar 40-45% aller Fälle – die vollen 4-6 Tage.

Bei Rückkehrern aus Risikogebieten ist momentan die Regelung, dass sie

  • sich entweder 10 Tage lang in Quarantäne begeben und auf Anzeichen einer Coronavirus-Infektion achten, dann je nachdem noch einen Test machen, oder die Quarantäne beenden,
  • oder sie frühestens ab dem 5. Tag nach Rückkehr einen (Antigen-Schnell-)Test machen, denn vorher wäre möglicherweise trotz Ansteckung nichts nachweisbar. Fällt der negativ aus, können sie die Quarantäne vorzeitig beenden.

Diese Regelung beruht auf Wahrscheinlichkeiten – eine Infektion kann so trotzdem nicht sicher ausgeschlossen werden. Immerhin gibt diese Richtlinie auch einen Anhaltspunkt für alle, die Weihnachten ihre Verwandten oder Freunde besuchen wollen.

Ganz sicher davon ausgehen, sich nicht angesteckt zu haben, kann man nur, wenn ein PCR-Test gegen Ende dieser möglichen 14-tägigen Inkubationszeit, negativ ist, oder ein Antigen-Schnell-Test wirklich ganz am Ende dieser Zeit.

Risiko der Ansteckung in Familienhaushalten 

Eine israelische Studie „The role of children in the spread of COVID-19: Using household data from Bnei Brak, Israel, to estimate the relative susceptibility and infectivity of children“ fand, dass sich 44% der Erwachsenen bei einer infizierten Person im Haushalt ansteckten, während es bei Kindern (hier bis zu 20 Jahren) nur 25% waren.

Bis zu 20 Jahren schien das Ansteckungsrisiko zu steigen, allerdings blieb es dann ungefähr auf einem Level. Nur kleine Kinder von unter einem Jahr schienen auch ein höheres Risiko zu haben, sich anzustecken. Die Studie schloss, dass die Ansteckungswarscheinlichkeit von Kindern bis zu 20 Jahren im Mittel ca. 45% von der Erwachsener ist. Für Kinder zwischen 2 und 4 war die Wahrscheinlichkeit besonders niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder eine Infektion weitergeben belief sich auf ca. 85% von der Erwachsener.

Eine Studie aus China „Household secondary attack rate of COVID-19 and associated determinants in Guangzhou, China: a retrospective cohort study“ stellte niedrigere Übertragungsraten innerhalb von Familienhaushalten fest. Es galt, je enger der Kontakt, desto höher das Risiko. Aber auch das Alter schient eine Rolle zu spielen.

  • Kinder und Jugendliche <20: 6,4% Ansteckungsrisiko
  • Erwachsene zwischen 20 und 60: 18,4% Ansteckungsrisiko
  • Erwachsene >60: 28% Ansteckungsrisiko

 

Die Testarten

Prinzipiell gibt es zwei verschieden Testarten zum Nachweis einer akuten Infektion:

PCR-Tests sind sehr sensitiv, das heisst, sie detektieren Infizierte schon sehr früh. Wohl schon ca. 2-3 Tage nach Ansteckung, im Normalfall spätestens aber nach Tag 5. Obwohl eine sehr früh durchgeführte negative PCR oft zur Bestätigung mit 2-3 Tage später neu entnommenen Proben wiederholt wird. PCR-Analysen weisen sehr spezifisch geringste Virus-Erbgut-Spuren nach, das bedeutet, korrekt durchgeführt, gibt es kaum falsch Positive oder Negative. Wenn solch ein Test also wenige Tage nach einer Ansteckungsmöglichkeit negativ ist, bedeutet das demnach wahrscheinlich (aber immer noch nicht zwangsläufig), dass man sich dort nicht angesteckt hat. Allerdings können diese Tests nur professionell und in oben genannten Fällen durchgeführt werden. Außerdem kann es einige Zeit dauern, bis Ergebnisse vorliegen.

Antigen-(Schnell-)Tests sind weniger sensitiv, das heisst, sie springen nicht so schnell an. Da muss die Infektion schon ein bisschen weiter vorangeschritten sein, bis sie etwas nachweisen können, was aber nicht heisst, dass jemand schon Symptome zeigen muss. Es kann sein, dass sie, abhängig vom Hersteller, bis zu 20% der eigentlich positiven Proben (Vergleich mit einem PCR-Test) nicht erkennen. Das würde dann an einer zu geringen Viruskonzentration in der Probe liegen. Nach Herstellerangaben sind die meisten Tests aber besser (sie erkennen im Vergleich nur 5-10% der positiven Proben nicht) . Man geht momentan davon aus, dass die Tests ab Tag 5 nach Infektion aber recht zuverlässig sind, weil sich das Virus bis zu diesem Zeitpunkt bei den meisten Infizierten schon ausreichend vermehrt hat – wie gesagt, bei den meisten. Ein gewisses Risiko ist dabei, Infizierte selbst am 5. Tag nach Ansteckung nicht zu erkennen, wenn jemand eine lange Inkubationszeit hat. Die hochansteckenden Tage sollten diese Tests jedenfalls einigermaßen zuverlässig anzeigen.
Diese Test-Art weist bestimmte Eiweisse der Virushülle nach, also Bauteile des Virus. Leider sind diese Tests auch nicht ganz so spezifisch und können scheinbar je nach Test möglicherweise auf manche Erkältungs-Corona-Viren ansprechen. In diesen Fällen sind sie dann häufig auch reproduzierbar falsch positiv, das bedeutet also, ein Wiederholen des Tests um sicherzugehen, bringt nichts.
Die Tests können laut der Anforderungskriterien also im Vergleicht zu PCR-Tests aufgrund ihrer geringeren Spezifität in bis zu 3% falsch liegen und je nach Stadium der Infektion aufgrund der niedrigeren Sensitivität bis zu 20% falsch Negative anzeigen (das sind die vom PEI festgelegten Mindestanforderungen an kommerzielle Tests) – an hochansteckenden Tage wäre diese Zuverlässigkeit, was die falsch Negativen angeht, höher. Dazu zu sagen ist: Zur kommerziellen Zulassung der Tests wird sich auf Herstellerangaben verlassen, die nicht von unabhängiger Stelle überprüft wurden.
Das Gute an diesen Tests ist, dass hier das Ergebnis schon nach 15-30 Minuten vorliegt.
Bloß wird der Allgemeinbevölkerung in Deutschland nicht zugetraut, diese Tests eigenständig zu handhaben: Sie sind daher nicht frei verkäuflich, sondern nur an medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser und Arztpraxen oder medizinisch betreute Seniorenheime.
In größeren Städten öffnen jetzt in der Vorweihnachtszeit auch andere Testzentren, in denen geschultes Personal diese Art Test durchführen kann, z.B. in Clubs, die gerade ansonsten nicht geöffnet werden können.
Was diese Tests dem PCR-Test voraus haben, ist, dass man an ihnen ablesen kann, ob man zur Zeit (also am Tag des Tests) gerade wahrscheinlich sehr ansteckend ist oder nicht. Denn wenn solch ein Test negativ ist, bedeutet das, dass an dem Tag die Wahrscheinlichkeit andere anzustecken eher geringer ist – aber ob man wirklich gar nicht ansteckend ist, kann man selbst dann leider so genau nicht wissen.

Info zu Antigen-Schnelltests von der deuschen Zulassungsstelle für Arzneimittel (BfArM)

Eine Liste zugelassener Antigen-Schnelltests (vom BfArM)

PEI-Mindestkriterien für Antige-Schnelltests

Weitere Info zu Antigen-Schnelltests im Ärzteblatt:
Antigentests auf SARS-CoV-2: Der Preis der Schnelligkeit (30.10.2020)

Und was bedeutet das jetzt konkret zu Weihnachten?

Entsprechend kann man also zu Weihnachten verfahren:

1. Will man ganz sicher sein, niemanden anzustecken, dann begibt man sich 14 Tage vorher in Selbstisolation und trifft auch dann nur seine älteren Verwandten oder Freunde, wenn man sich bis dahin top fühlt. Oder macht am Ende noch einen Antigen-Schnelltest.

2. Oder man begibt sich mindestens 5 Tage vorher in Selbstisolation und macht dann am Tag des ersten Zusammentreffens einen Antigen-Schnelltest. Fällt der negativ aus, hat man sich wahrscheinlich nicht infiziert und kann ab dann mit seinen Verwandten feiern. Jedoch ist hier nicht wirklich gesichert, dass man nicht doch infiziert sein kann. Eigentlich müsste man weiterhin noch ein paar Tage lang jeden Morgen einen Schnelltest vornehmen.

3. Wer es nicht schafft, sich vorher zu isolieren, der kann auch am Tag des Treffens einen Antigen-Schnelltest machen und sollte dann aber am besten nicht länger bei seinen Verwandten oder Freunden bleiben als den einen Tag.

Es wäre natürlich sehr hilfreich, würden solche Tests bis dahin für jeden käuflich erwerbbar sein. In einigen Städten gibt es Zentren, in denen man diese Tests auf eigenen Wunsch und eigene Kosten durchführen lassen kann. Allerdings wären die wohl am 24. heillos überlaufen. Jedenfalls würde ein negatives Ergebnis eines solchen Tests bedeuten, dass man an diesem Tag wahrscheinlich niemanden anstecken kann. Am Tag danach kann es aber schon anders aussehen.

Die Situation für Weihnachten wurde auch recht ausführlich besprochen im NDR-Coronavirus-Update Podcast #68 „Harter Lockdown jetzt?“ vom 08.12.2020 (am Ende: ca. 1:39:43).

Empfehlungen zu den Feiertagen finden sich auch in der „Ad-hoc-Stellungnahme“ von der Leopoldina Akademie der deutschen Wissenschaften vom 08.12.2020.